Lisa Preßmar, Teamleiterin UX/UI Design 09.07.2018

UIG-Tagung Mannheim: U(U)X - viel mehr als "Pixelschubserei"

UIG-Tagung Mannheim 2018

Zurück in den Lehrsaal ging es letzten Dienstag für drei UEBERBITler, die sich zusammen mit insgesamt 150 Teilnehmern der zweiten UIG (Usability in Germany)-Tagung in den Räumlichkeiten der Universität Mannheim einfanden. Veranstaltet wurde die Tagung mit dem Oberthema „UUX und Industrie 4.0“ vom UIG e.V. zusammen mit dem Mittelstand 4.0 –Kompetenzzentrum Usability. Der UIG e.V. verfolgt das Ziel, Praktiken zur Verbesserung der Softwareentwicklung und -nutzung bei mittelständischen Unternehmen wissenschaftlich zu fundieren und durch Weiterbildung zu verbreiten.

UIG-Tagung - Sebastian Scholz

In den 15 Talks waren UUX (Usability und User Experience), agiles Arbeiten und Künstliche Intelligenz die beherrschenden Themen. Eröffnet wurde die Vortragsreihe von Sebastian Scholz (Ergosign GmbH). Dieser zeigte die Notwendigkeit von UUX in der kompletten Wertschöpfungskette (Dienstleister – Maschinenbauer – Hersteller + Anwender und Endverbraucher) auf. Aus seiner Perspektive liegt das Augenmerk zu oft nur auf dem eigentlichen Endprodukt, technische Aspekte und Schwierigkeiten, wie z. B. verschiedene Generationen von Maschinen in Unternehmen, werden dabei viel zu selten berücksichtigt. Ziel sollte es sein, ganzheitliche Konzepte zu entwickeln und UX in jeden Schritt der Produktionskette zu involvieren.

Sven Marten (sovanta AG) gab im zweiten Vortrag zunächst einen kurzen Überblick zu den geheimen bzw. schon gehypten UX-Trends der digitalen Industrie - gefolgt vom eigentlichen Thema des Vortrags mit dem Schwerpunkt AI (artificial intelligence). Marten empfiehlt, AI nicht als Allheilmittel für jeden Zweck zu handeln. Auch wenn sich der Trend von digital zu mobile hin zu „AI first“ bewegt, sollte stets hinterfragt werden, ob beispielsweise ein Chatbot im gewünschten Anwendungsfall auch wirklich Sinn macht. Der UX-Experte fordert dazu auf, gerade angesichts der rasant fortschreitenden Entwicklungen in Forschung und Technologie Aspekte wie Grundwerte und Ethik nicht aus dem Blick zu verlieren.

Das bedeutet konkret: Der Mensch sollte stets im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Er definiert sich über seine Arbeit, doch mit AI laufen wir Gefahr, ihm viele seiner Aufgaben zu entziehen, ihn durch Roboter zu ersetzen. Wenn man sich aber konkrete Szenarien vor Augen führt wird klar: Bots können uns Routinen abnehmen und beschleunigen, was sie aber beispielsweise nicht leisten können, ist Kreativität und das flexible Reagieren auf unvorhersehbare Situationen – z. B. mit Kunden verhandeln. Wir sind beruhigt - die Gefahr scheint erst einmal gebannt :)

UIG-Tagung Sven Marten

Parallel zu den ersten Vorträgen fand der Workshop „Gamification“ statt. Hier wurden Methoden erarbeitet, mit denen Menschen auf spielerische Weise in ihrem Arbeitsalltag motiviert werden können, ohne dabei zu sehr in ein Konkurrenzverhalten zu verfallen. Anhand von Personas entstanden Ansätze, um übergeordnete Unternehmensziele gemeinsam zu verfolgen.

Nach der Mittagspause wurden die Vorträge auf drei parallel laufende Tracks aufgeteilt, unter anderem mit dem Workshop „Agile Entwicklung und nutzerzentrierte Gestaltung; Synergien, Herausforderungen und Lösungsansätze“. In diesem Rahmen wurden gemeinsame „Painpoints“ besprochen und die Basics von agilen Methoden wie „Scrum“ und „Human Centered Design“ erörtert. Dabei kam leider das aktive Zusammenarbeiten gegenüber dem Vortragsanteil deutlich zu kurz.

Der Tag endete mit einer genaueren Vorstellung des Mittelstand 4.0 - Kompetenzzentrum Usability sowie weiteren Vorträgen zu UUX, Agilität und der Zukunft der Arbeit.

Als Mitarbeiter einer Agentur bekamen wir unsere Auffassungen und unseren aktuellen Wissensstand in sehr vielen Punkten bestätigt. Allerdings hätte aus unserer Sicht der eine oder andere Vortrag seine Zuhörer gerne noch weiter fordern dürfen. Des Weiteren waren viele der Themen letztendlich zu umfangreich, um in der kurzen Vortragszeit effektiv behandelt zu werden. Trotzdem nehmen wir mit, dass wir in einem verantwortungsvollen Aufgabenfeld tätig sind, dessen Wirkungsmechanismen weitreichender sind, als sie zunächst scheinen. Wir gingen mit der Motivation in den Feierabend, die Zukunft in unserem Bereich weiter aktiv mit zu gestalten.